100 Tage im Amt: Interview mit LLB Schweiz CEO René Zwicky
René Zwicky ist seit Anfang Jahr CEO der LLB Schweiz. Mit Martin Risch vom March Anzeiger sprach er über seine ersten Wochen bei der LLB Schweiz.
Seit diesem Jahr ist René Zwicky CEO der LLB Schweiz. Der gebürtige Glarner, aufgewachsen in Niederurnen und heute in Wangen beheimatet, hat schon eine über 25-jährige Bankkarriere vorzuweisen. Im Interview verrät er, was ihm wichtig und was sein Auftrag ist.
Sie sind CEO der LLB Schweiz. Hatten Sie früher, vor Ihrem Start, schon ein Konto bei der Bank?
Ja. Ich ging als kleiner Junge in Niederurnen in die Filiale der Bank Linth und zahlte aufs Sparbuch ein. Ich wollte 1000 Franken ansparen. Ich erinnere mich noch gut an die Kundenberaterin. Und dann dieser Zufall: Als ich bei der LLB Schweiz im Januar gestartet bin, fragte man mich, ob ich am Pensioniertenanlass der ehemaligen Bank-Linth-Mitarbeitenden teilnehmen wolle. Ich ging hin und wen traf ich dort? Meine erste Kundenberaterin, die sich sogar noch an mich erinnern konnte. Ein schöner Moment für uns beide.
Die LLB Schweiz hat 2023 das beste Ergebnis ihrer über 175-jährigen Geschichte erzielt. Sie lieben offenbar Herausforderungen?
Das ist so. Ziel muss sein, dass tolle Ergebnis in die Breite zu bringen. Mit dem Rekordergebnis hatte ich natürlich noch nichts zu tun, es wurde im vergangenen Jahr erarbeitet. Es hilft uns, die Strategie umzusetzen, insbesondere auch in Zürich und St. Gallen zu wachsen. Das Fundament ist sehr gut.
Sie kennen Zürich, waren dort für die UBS tätig im Privat Banking: Kann man da als "neue" Bank gut wachsen?
Ja, die Wiese in Zürich ist logischer-weise grün für die LLB Schweiz, aber sie ist saftig grün, weil wir – mit einer starken Verwurzelung – alles mitbringen, um erfolgreich zu sein. Natürlich wollen wir auch in den Stammlanden weiter wachsen.
Ihr Lieblingszitat gemäss LinkedIn-Profil lautet: "Nimm dir Zeit für deine Freunde, sonst nimmt dir die Zeit deine Freunde". Haben Sie viele Freunde?
Ich habe ein sehr grosses Netzwerk und liebe es, Menschen kennenzulernen. Freunde, enge Freunde, habe ich nicht so viele. Mit ihnen tausche ich mich regelmässig aus. Ehrliches Feedback ist mir sehr wichtig, das geben mir meine Freunde. Wir sehen uns zwar nicht wöchentlich. Wichtig ist aber, dass man sich Zeit nimmt, wenn man sich trifft und sich auch für spezielle Erlebnisse Zeit nimmt. Beispielsweise werde ich mit Freunden ein, zwei EM-Spiele live vor Ort mitverfolgen.
Man kann Sie als Klassiker bezeichnen: KV-Lehrling, damals hiess das noch so, beim Schweizerischen Bankverein, Studium. Danach 25 Jahre bei der UBS. Nun bei der LLB Schweiz. Wie haben Ihre Freunde auf den Jobwechsel reagiert?
Sie haben sich gefreut mit mir, und wir haben auf die neue Stelle angestossen. Was mich persönlich sehr gefreut hat: Keiner meine Freunde äusserte Bedenken wegen meines Wechsels zur LLB. Alle meinten, das passe bestens zu mir, gerade auch, weil ich die LLB Schweiz persönlich repräsentieren darf. Ich darf hinstehen und die Gesamtverantwortung tragen.
Hat die neue Stelle Ihre Erwartungen bisher erfüllt?
Absolut. Ich war schon immer sehr kundennah unterwegs. Jetzt aber sprechen meine Kunden mit mir als CEO, das hilft sehr, um Kundinnen und Kunden anzuziehen und zu binden. Bei der LLB Schweiz sind wir sehr agil organisiert. Ich kann auch mal kurzfristig die Geschäftsleitung zusammenrufen, um beispielsweise grössere Finanzierungen zu besprechen. Es wird entschieden und dann gehts vorwärts. Die Kundin, der Kunde weiss innert Kürze, was sie oder er von uns erwarten kann.
Ist das einer der grossen Unterschiede zu einer Grossbank?
Ja. Wir können unseren Kunden alle klassischen Bedürfnisse abdecken, und zwar sehr rasch und kundenorientiert.
Das hat Sie aber nicht wirklich überrascht, oder doch?
Ich bin wirklich sehr überrascht, was die LLB trotz mittlerer Grösse alles anbietet und in welchem Standard, gerade im Vergleich zu einer Grossbank. Ich hatte erwartet, dass ich IT-mässig eher etwas zurückstecken muss, aber das ist nicht der Fall. Wir sind sehr gut aufgestellt und organisiert. Ich kann auf meinem privaten Handy auf alle relevanten Tools von überall her zugreifen.
Gibts weitere Überraschungen?
Die Anlagelösungen sind ebenfalls top, nicht so universell wie bei einer Grossbank, aber wir können alles anbieten, was ein Kunde braucht. Wir müssen uns echt nicht verstecken. Auch in der Vermögensverwaltung sind wir State of the art unterwegs. Dafür sorgt die LLB-Gruppe, bei der wir die Leistungen für die LLB Schweiz beziehen. Das ist meines Erachtens auch ein Vorteil zu anderen auf dem lokalen Bankenplatz in Ausserschwyz und der Region. -Kleinere Banken haben nicht so einen starken Partner im Rücken.
Wie lautet Ihr Auftrag: Wohin sollen Sie die ehemalige Bank Linth als LLB Schweiz führen?
Es geht in erster Linie um Evolution und nicht um eine Revolution. Wir verfügen über eine sehr gute Wertebasis in der LLB-Gruppe. Ich möchte in Zürich und St. Gallen die passenden Leute fürs Team anziehen, die diese Werte leben wollen. Wir setzen nicht auf Mitarbeitende, die einfach nur die ganz grossen Kunden betreuen wollen und viele Versprechungen machen. Wir setzen auf Teamplayer. Natürlich müssen wir auch erfolgshungrig sein und vermögende Kunden anziehen wollen.
Kommt Ihre Botschaft in den Stammlanden der Bank an?
Ich setze mich dafür ein und ich möchte die Mitarbeitenden mit auf die Reise nehmen und diese Botschaft weiter-geben. Sei es im persönlichen Gespräch, sei es im Kundenverständnis, sodass die Kundschaft ihre Bedürfnisse anbringt und sich verstanden fühlt.
Was passiert mit dem bisherigen Kundenstamm?
Der Retailbereich bleibt ein wichtiger Pfeiler, wobei wir unterscheiden, wie wir uns in den Stammlanden entwickeln und in den beiden neuen Orten Zürich und St. Gallen. In den Städten fokussieren wir uns aufs Privatkunden- und aufs Firmenkundengeschäft. In den Stammlanden bleibt das Direktkundengeschäft unsere wichtige Basis, die wir weiter stärken, auch mit neuen Kunden, das bleibt zentral.
Der "Rückbau" der physischen Präsenz in Ausserschwyz muss man nicht anders interpretieren?
Nein. Wir bleiben für unsere Kunden präsent und persönlich da, aber in der Tendenz verlangen Kunden vermehrt digitale Angebote. Wir haben sehr gute digitale Lösungen, um damit die Kunden im Direktkundengeschäft zu bedienen und neue Kunden zu gewinnen. Überhaupt verfolgen wir bei der LLB eine klare Digitalisierungsstrategie, sowohl in den Filialen wie auch in den Kundenlösungen im Mobile und Online Banking.
Wie sieht Ihr Wunschkunde aus?
Das ist jemand, der sich interessiert und sich gegenüber seiner Bank öffnet. So können wir ihn als Sparringpartner unterstützen und mit ihm zusammen seine finanziellen Angelegenheiten steuern. Gerne sind wir natürlich die relevante Hauptbank eines Kunden, sodass er zu uns kommt, wenn ihn etwas beschäftigt und er Rat benötigt. Das gilt für alle unsere Kunden.
Warum schafft die LLB nicht die Gebühren fürs Privatkonto und die Debitkarte ab, wie es die Zürcher Kantonalbank gemacht hat?
Wir hinterfragen unsere Angebote immer wieder und überprüfen sie. Aber gratis beziehungsweise kostenlos ist heute nichts mehr. Wichtig finden wir das Zusammenspiel von Angebot und Preis. Wir schauen zuerst, was für Bedürfnisse jemand hat, offerieren ein Angebot und reden dann über den Preis. Bei ganz vielen Lösungen profitiert der Kunde auch von einer Gratis-Karte oder Gratis-Kontoführung.
Welche Renditen sind aus heutiger Sicht für einen Normalkunden realistisch – sagen wir in einem Zeithorizont von 15 Jahren?
Das hängt davon ab, wie viel Risiko ein Kunde nehmen will und wie viel er tragen kann. Diese Bereitschaft zusammen mit dem Anlagehorizont mündet in eine individuelle Strategie mit entsprechenden Renditechancen. Eine Rendite zu nennen, fände ich hier unseriös. Wir können die Zukunft nicht malen, nur abschätzen. Was wir können, ist einem Kunden eine optimale, auf seine Situation angepasste Lösung vorschlagen und sie stetig überprüfen.
Neben Kunden suchen Banken heute intensiv nach Fachkräften. Wen suchen Sie und werden Sie fündig?
Entscheidend finde ich, dass wir Mitarbeitende anziehen, die unsere Werte mittragen. Fachkompetenz und Erfolgshunger gehören natürlich dazu. Sie müssen vor allem aber im Kontakt mit dem Kunden überzeugen. Aktuell sind zahlreiche Mitarbeitende von Grossbanken bereit, sich neu zu orientieren. Sie sind offen, auch mal links und rechts zu schauen. Hier ist die LLB sicherlich eine ganz spannende Geschichte. Bei uns kann man jetzt in Zürich und St. Gallen von Beginn an etwas Neues mitgestalten und den bekannten Brand LLB in die Breite bringen. In Zürich konnten wir kürzlich ein schlagkräftiges Team von einer Grossbank abwerben. Wir sind aber offen für Mitarbeitende aus allen Richtungen. Wichtig ist uns, die Lust am Mitgestalten, etwas Neues aufzubauen – auf der saftig grünen Wiese, wie erwähnt.
Sie stammen aus Niederurnen, wo die Wiesen saftig sind. Was hat Sie in den Kanton Schwyz verschlagen?
Vor vielen Jahren, als ich in Zürich arbeitete, wohnte ich eine Zeit lang in Pfäffikon. Danach zog es mich näher an Zürich. Seit einiger Zeit schon bin ich nun familiär bedingt in Wangen sesshaft geworden, in der Nähe meines Sohnes und meiner Ex-Partnerin, mit der ich ein sehr gutes Verhältnis habe. Mir ist es wichtig, dass mein Sohn seine Freunde hat und seine Hobbys bestmöglich ausleben kann. Es passt so wunderbar, ich wohne in Wangen und habe ganz in der Nähe in Uznach meinen Arbeitsplatz.
Uznach bleibt der Hauptsitz der LLB Schweiz?
Ja, was in 20 Jahren ist, weiss niemand. Aber aktuell bleibt Uznach der Hauptsitz.